Früher dachte ich, ich müsste mich mit enormer Anstrengung gegen die Ungerechtigkeit und Boshaftigkeit der Natur wehren. Es hat mich enorm entspannt, festzustellen, dass die Natur uns geformt hat. Dass die Lebensbedingungen optimal auf unsere Bedürfnisse abgestimmt sind. Die Lebensbedingungen auf unserem Planeten sind größtenteils nicht lebensfeindlich, sondern durchaus angenehm und bereiten jede Menge Spaß und Freude. Mit ein bisschen mehr Fairness im internationalen Handel und Menschlichkeit, könnten alle Menschen auskömmlich und vielleicht sogar zufrieden mit einander Leben.
Mein Beitrag ist kleinteilige, ökologische Landwirtschaft. Nicht als entwicklungs- und modernitäts- Verweigerer, sondern im Gegenteil. Ich will mich öffnen für neue Entwicklungen aber in einem partnerschaftlichen und nicht in einem zerstörerischen Verhältnis zur Natur. Es ist für unsere Ernährung nicht notwendig in der Tiermast die Hälfte der Antibiotika einzusetzen, damit man die Tiere gewinnoptimiert aber unter ethisch nicht akzeptablen Umständen quält. Genauso ist es in der Landwirtschaft nicht notwendig immer mehr Pestizide auszubringen, um eine steigende Weltbevölkerung sicher zu ernähren. Durch die Chemische Landwirtschaft werden wenige reich und viele arm. Die Böden werden zerstört, natürliche Vielfalt geht verloren, Pestizide sind mittlerweile überall.
Kleinteilige bäuerliche Strukturen sind autark. Sie sind robust, durch flexible Anpassung aber der Mehrwert ist eher ideell (natürliche Vielfalt, gesunde Böden, gesunde Lebensmittel, zufriedene Menschen, gesunde Tiere) und monetär nicht so leicht abzuschöpfen. An den vielen Kleinen kann man wenig verdienen.
2012 hatte ich dann endgültig keine Lust mehr immer neue Pestizidkombinationen auf neue Resistenzen zu überprüfen und arbeite seitdem nach den Richtlinien des ökologischen Weinbaus. Meine Zufriedenheit hat sich gesteigert, ich gebe weniger Geld für Pflanzenschutzmittel aus (die ökologischen Mittel sind billiger, wirken nicht so gut und müssen deshalb öfters ausgebracht werden) und habe meine Langjährigen Aushilfskräfte fest eingestellt. Ich investiere also mehr Geld in Menschen und weniger in die chemische Industrie.