Die Kunst des Weinmachens

Ich mache seit Jahren minimalistische Kellerwirtschaft. Heißt ich vergäre mit weniger als 2 Päckchen Reinzuchthefe meinen kompletten Keller, verzichte ansonsten komplett auf Schönungsmittel und komme mit einer Filtration / Bewegung zur Füllung. Das funktioniert wenn die Trauben auf gesunden Böden gewachsen sind, gut versorgt mit Humus aber nicht überdüngt sind, bei der Lese selektioniert wurden, schonend verarbeitet (geschüttet nicht gepumpt), schonend vorgeklärt wird. Wenn man das alles ordentlich macht, kann man den Wein bis Januar Februar im Gärbehälter lassen und Weinbehandlung, Abstich oder Vorfiltration sparen.

Die Mosel hat ein sehr breites Qualitätsspektrum vom Tischwein bis zum hochwertigen Dessertwein. Für mich als Winzer ist schon früh klar welchen Wein ich in welcher Lage ernte. In den flachen Hanglagen mit höherem Kiesanteil, in denen der Reifegrad der Trauben nicht so hoch ist, ernten wir fruchtige und spritzige Tischweine mit niedrigem Alkoholgehalt. Dazu zählen unsere Guts-Riesling Weine und die Kabinett Weine, die sicherlich fruchtigsten Weißweine der Welt, bei niedrigem Alkoholgehalt.

Die Erntemengen in den Steillagen Lagen sind sehr gering, wodurch wir sehr hohe Reifegrade und sehr komplexe fruchtige und mineralische Weine ernten. Diese Weine werden ausschließlich von Hand in mehreren Durchgängen selektiv gelesen. Es sind Weine, die sich durch besondere Lagencharakteristika auszeichnen. Heute würde man sagen sie sind terroirgeprägt. Dazu zählen Spätlesen und die durch extreme Selektion erzielten Auslesen, Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen. Diese Weine haben eine faszinierende Spannung zwischen Mineralität, Fruchtsäure und einer schier überwältigenden Dichte an Fruchtaromen.